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Gebogene Rohre und Transformation


4. INTERNATIONALES KÜNSTLERSYMPOSIUM IN GRAFENHAUSEN: Herta Seibt de Zinser aus Peru und Li Chao aus China.


GRAFENHAUSEN. Noch bis zum Samstag sind die neun Künstlerinnen und Künstler des 4. Internationalen Symposiums "Skulpturen im Park" in Grafenhausen damit beschäftigt, ihre Kunstwerke zu schaffen. Die fertigen Exponate werden am Sonntag, 4. August, gegen 12 Uhr im Rahmen eines Rundgangs mit den Künstlern präsentiert. Die BZ stellt alle am Symposium beteiligten Akteure vor. Zum Abschluss der kleinen Serie heute Herta Seibt de Zinser und Li Chao.


Herta Seibt de Zinser stammt gebürtig aus Lima, Peru. Ihr Vater war Deutscher, die Mutter eine Halb-Peruanerin, weshalb sie sich selbst als Mischling bezeichnet. Dem Besuch einer deutschen Nonnenschule folgte das Studium an der Kunstakademie der Universität Catolica in Lima, welches für sie ein besonderes Privileg war. Nach mehrjähriger Lehrtätigkeit in Kunst und Keramik wollte Herta Seibt (Mädchenname), verheiratete Zinser, gerne wissen, was sie mit der deutschen Kultur verbindet. 1982, mit 28 Jahren, kam sie nach Deutschland, lebt und arbeitet in Freiburg, wo sie sich im E-Werk das Atelier mit anderen Künstlern wie Charly Loth oder Jens Reichert teilt. Hatten diese Künstler auch schon an Symposien in Grafenhausen teilgenommen, wurde sie von Letzterem darauf aufmerksam gemacht. War ihre Bewerbung 2010 abgelehnt worden, so hatte sie diesmal Glück und wurde zu ihrer großen Freude angenommen.

Zurzeit arbeitet die Künstlerin am liebsten mit Metall, ist aber auch vom Werkstoff Keramik fasziniert. Ihre Skulpturen, hier beim 4. Symposium formt sie großzügig gebogene Eisenrohre, sind immer raumbezogen und lebensgroß. Sie lässt sich von der Biologie und vor allem von der Natur inspirieren, die üppige Dimension ihrer Kunstwerke, die alle Sinne des Betrachters ansprechen sollen, ist ihr wegen der räumlichen Wahrnehmung wichtig. Sie fühlt sich in Grafenhausen und im Kreise ihrer Künstlerkollegen so richtig wohl, den Titel und die Bedeutung ihrer Skulptur, die unter dem Bergahorn im Park installiert werden soll, wird sie bei der Vorstellung am Sonntag erläutern.

Li Chaoaus China ist ein regelrechter Symposiumsfreak: Der 35-Jährige liebt es, zu reisen und tourte während seinem zweimonatigen Aufenthalt in Europa quasi von einem Syposium zum nächsten. Der aus der Provinz Guangdong nahe Hongkong stammende Nordchinese beteiligte sich vom 16. bis 24. Juni an einem Künstlersymposium in Dänemark, nach dem er Ende des Monats bis Anfang Juli an einem Kunstprojekt in der türkischen Urlaubsmetropole Antalya teilnahm. Weiter stand vom 8. bis 14. Juli das Symposium in Luttach im Arntal in Südtirol auf seinem umfangreichen Tourenplan, bevor er als erster chinesischer Teilnehmer zum 4. Künstlersymposium nach Grafenhausen kam.

Li Chao lebt in der chinesischen Stadt Guangzhou, wo er bis 2004 an der Academy of Fine Arts ein Kunststudium absolvierte. Heute unterrichtet er Kunststudenten an der Affiliated High School of Guangzhou. Wie er im Gespräch mit der Badischen Zeitung erzählte, arbeitet er mit allen Materialien und weiß sowohl mit Holz und Stein als auch mit Stahl umzugehen. War er schon vor drei Jahren angefragt worden, so hat er sich in diesem Jahr zur Teilnahme in Grafenhausen beworben und wurde von der Jury auch ausgewählt.

Nach seinen Worten hätte er gern ein 1,50 Meter großes Kunstwerk aus Marmor geschaffen, was aber schlussendlich aus Kostengründen scheiterte, weil das vorhandene Budget nicht ausreichte. Also änderte Li Chao seinen Entwurf, besann sich auf ein Cover von Pink Floyd und schuf eine figürlich anmutende Skulptur aus Holz, die einem Soldatenhelm auf drei Beinen gleicht und der er nun den Titel "Transformation"gab. Mit der Zeit des Symposiums in Grafenhausen neigt sich für den chinesischen Künstler auch der Aufenthalt in Europa dem Ende zu.

Er freut sich, seine letzte Woche hier im Schwarzwald und im gemeinsamen Miteinander mit anderen Künstlerkollegen verbringen zu dürfen. Li Chao schätzt diese Kontakte und findet Symposien ganz wichtig, weil er nur auf diese Art so viel als möglich dazu lernen kann. Am 7. August kehrt er wieder nach China zurück, seine Frau und sein kleiner zweijähriger Sohn werden sich nach so langer Abwesenheit sicherlich freuen.

 
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