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Raumgreifende Schöpfungen aus biegsam gemachten Eisen
Herta Seibt de Zinsers zeigt im Park des Bad Krozinger Herzzentrums Raumplastiken, die unter dem Motto "Dialog" stehen


BAD KROZINGEN. Mit Eisen werden gewöhnlich Eigenschaften wie Härte oder Unbeugsamkeit verbunden. Betrachtet man Herta Seibt de Zinsers im Park des Herzzentrums unter dem Titel "Dialogos" ausgestellte Raumplastiken fallen einem eher Begriffe wie beschwingt oder fragil ein. Die aus Lima stammende Künstlerin mit Atelier im Freiburger E-Werk führt den Beweis, dass sich das Material Eisen auch einer künstlerischen Idee unterwerfen und dabei überraschende Wandlungsfähigkeit beweisen kann.

Die um die Klinikgebäude herum platzierten, dreidimensionalen Objekte gehen mit dem sie umgebenden Grün eine stimmige Beziehung ein, was nicht von ungefähr kommt, denn Seibt de Zinser hat ihnen erst nach intensivem Studium der Natur Form verliehen, wie Eberhard Brügel bei der Ausstellungseröffnung anmerkte. Fruta, Flor, Hoja und Semilla (Frucht, Blüte, Blatt und Samen), so lauten auch die spanischen Bezeichnungen ihrer Werke. Gleichwohl sich das Vegetative nicht als bloße Abbildung der Natur zeigt und zumeist im Abstrakten bleibt, sind Anklänge an die reale Pflanzenwelt auszumachen. Wie mit Zauberhand in die Luft gezeichnet und sichtbar gemacht, erinnert die eine oder andere Form etwa an eine Samenkapsel oder eine Knospe.

Raumgreifende Schöpfungen aus biegsam gemachtem Eisen, die mit der Landschaft, mit Bäumen und Sträuchern kommunizieren. Wie aus dem Boden wachsend, sind sie darin gut verankert, vermitteln dennoch den Eindruck, als wollten sie davonschweben. Hier ein fantasiegeborenes, feingliedriges Tier, dort ein scheinbar zum Wippen geeignetes Gebilde, eingefroren in seiner Bewegung und darin den ineinander übergehenden Schlaufen, Bögen und Kreisen an anderer Stelle gleichend. Die nehmen sich aus wie die Windungen eines kunstvoll geworfenen Lassos und teilen ihre Dynamik unmittelbar mit. Spitze Bögen sind bei der peruanischen Künstlerin selten, die weiche Linie bleibt vorherrschend.

Wie gibt Herta Seibt de Zinser, die an der Facultad de Arte der Pontificia Universidad Catolica de Peru Kunst mit Schwerpunkt Bildhauerei studiert hat, der Schwere ihres Materials nun diese Leichtigkeit? Dahinter steht zunächst handwerkliches Können, das Krafteinsatz erfordert. Die Rohre, die den Durchmesser von Wasserrohren haben, nämlich 21 Millimeter, werden unter großer Hitze gebogen und als Teilstücke in einer Länge von eineinhalb bis zwei Metern gefertigt, um sie später mittels eines Stecksystems miteinander verbinden zu können. Das muss ganz präzise gelingen, damit erst bei genauem Hinsehen erkennbar wird, dass die Figuren zusammengesetzt sind. Die Eisenrohre berühren sich nirgends und da die einzelnen Elemente dank ihrer speziellen Verbindungen beweglich sind, kann die Künstlerin vielfach kombinieren und variieren, um ihr Gesamtkonzept zu verwirklichen.

Dass die Plastiken dem Betrachter jeweils neue Eindrücke vermitteln, verändert er seine Position nur ein wenig, ist ein besonderes Merkmal dieser in die Natur eingegliederten Kunst.

Dorothee Möller-Barbian

 

 
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